Halt! Bevor du diesen Artikel überspringst und dich wieder Netflix zuwendest, weil du dir denkst, du wüsstest alles über diese komische Zeit, in der wir leben und möchtest dich nicht weiter damit befassen, will ich dich bitten mir eine Chance zu geben. Zwar mag es hier indirekt um ein Thema gehen, dessen Namen und Auswirkungen uns allen zum Hals raushängen und von dem wir uns wünschen, dass es sich einfach nur noch um ein Bier handelt. Aber man kann zugegebenermaßen nicht absprechen, dass es Veränderung und so manch skurrile Situation in unser Leben gebracht hat. Es hat uns Momente gebracht, die wir uns so nie hätten vorstellen können, oder? Noch nicht überzeugt? Dann muss ich mich jetzt wohl anstrengen: 40 Dinge, die man in der „Du-weißt-schon-was“ Zeit im Olydorf erlebt haben muss.
- Das Versprechen an sich selbst eingelöst, endlich mal den Sonnenaufgang im Olympia Park zu sehen
- Nach Hause gesprintet, weil es schon (na ja, sagen wir mal) 21:10 war
- Geweint, als die Bierstube geschlossen hat
- Sich gefreut, dass die Bierstube wieder offen hat
- Geweint, dass die Bierstube wieder schließen musste (you see where I am going with this…)
- Jeden (ich meine wirklich JEDEN) Quadratmeter des Olympiaparks erkundet
- Mit viel zu vielen Menschen im Aufzug gestanden, nachdem der andere natürlich wieder kaputt ist
- Ein Wochenende ohne Internet überlebt (richtig old fashioned)
- Zu viel von den Nachbarn mitbekommen, nachdem man ständig zu Hause ist
- Noch öfter die Treppe heruntergefallen, da man mehr Zeit im Bungalow verbracht hat
- Cocktails beim Cocktailtaxi bestellt (und an Fasching sich Shots in Spritzen liefern lassen)
- Den Bierstuben Lieferservice genutzt
- Sämtliche Menschen, die man kennt, auf Tinder entdeckt, da sich alle in einem Umkreis von weniger als einem Kilometer aufhalten
- Ein grandioses Faschingserlebins gehabt (dank des Veranstaltungsausschuss ganz gemütlich auf dem Sofa und ohne sich um eine Verkleidung kümmern zu müssen, die eh nie so wird, wie man sich das vorgestellt hat)
- Virtuelles Workout mit dem Olympischen Komitee gemacht
- Festgestellt, dass Alkohol viel schneller wirkt, wenn man sich nicht bewegt, da man im Bungalow/Hochhaus festsitzt
- Zu den wildesten Zeiten in den Waschsalon Waschen gegangen (Sonntag Morgen zum Beispiel)
- Einkaufen als das Highlight des Tages deklariert
- Bei einem der 1000 Spaziergänge entdeckt, dass die Welt nicht hinter der Ladengasse aufhört
- Den Tag guten Gewissens beendigt, nachdem man tatsächlich face-to-face Kontakt hatte (mit dem/der Supermarktverkäufer*in)
- An einem virtuellen Bierpong Turnier des VAs oder der Haussprecher teilgenommen
- Die Baustelle noooooooooooch mehr lieben gelernt (und sich als Konsequenz endlich lärmunterdrückende Kopfhörer zugelegt)
- Der Adrenalinkick vor einer jeden Klausur, ob sich nicht doch noch das Internet-Debakel November 2020 wiederholt
- Falls ihr „neu“ eingezogen seid (also seit März halt): sich Geschichten von anderen Bewohnern anhören, wie toll doch CopaConnolly und der Fasching seien (HAHAHA)
- Selber gekocht
- Beim GRAS Schlitten ausgeliehen
- Den Abfluss gereinigt
- Seinen Pflanzen Namen gegeben
- Geweint, als diese Pflanzen gestorben sind
- Sein Kilometerziel mit den unzähligen Gängen zur Packstation abgearbeitet oder
- Seine Nachbarn kennengelernt, nachdem diese zum dritten Mal ein Paket angenommen haben
- Aus dem Vorlesungs-Trance/Schlaf gerissen worden, nachdem der Postbote ein Paket auf deinen Balkon geworfen hat (Klingeln wird überbewertet, wir sind hier im olympischen Dorf, da kann man schonmal für die Disziplin „Paket-Hochwurf“ trainieren)
- Artikel des Dorfbladls bis ins Jahr 2015 gelesen
- Nochmal für die „Neueinzügler“: Sich gefragt, was denn diese Olydisko und Olylounge sind
- Kein Puzzle gemacht – wer hat für so ein Ding schon Platz?
- Um den Olympiasee gelaufen (und das Laufen dann wieder aufgegeben, wer will schon Sport machen?)
- Bei dem Versuch Pamela Reif nach zu turnen die halbe Wohnung zerstört und sich an sämtlichen Einrichtungsgegenständen gestoßen (die Videos sind wohl eher nicht für Wohnungen mit einem Radius von 1,5 Metern ausgelegt)
- Einen Bungalow angemalt
- Einem verwirrten Essens-Lieferanten den Weg durch das Olydorf-Gassenlabyrinth erklärt
- Diesen Artikel nochmal gelesen und festgestellt, dass ich kein einziges Mal das böse C-Wort verwendet habe
Kurzer Hinweis zum Schluss: dieser Artikel möchte die Zeit in der wir leben keinesfalls verharmlosen oder von den eigentlichen Problemen ablenken. Wir möchten aber trotz allem versuchen dem ein oder anderen zu zeigen, dass man nicht alleine ist. Und wer weiß, vielleicht können wir ja alle in ein paar Jahren an diese Dinge zurückdenken und darüber schmunzeln. Wenn du selber an psychischen Problemen leidest und Hilfe brauchst, wende dich bitte an die psychotherapeutische Beratungsstelle des Stuwerks unter 089 38196-1202 oder informiere dich auf der Website der Stadt München über weitere Anlaufstellen Hilfsangebote in psychischen Krisensituationen – Landeshauptstadt München (muenchen.de)