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Wortgeschichte

Bayrisch für Anfänger – Folge 2: grantig (Adj.)

Mit dem Adjektiv grantig bezeichnet der Sprecher der bayrischen Mundart Personen, die aus meist undurchsichtigen Gründen verärgert sind und deshalb mit mürrischem Gesichtsausdruck, spitzen oder gar unflätigen Bemerkungen und ablehnender Körperhaltung schlechte Laune verbreiten. Unter granteln versteht man Miesmachen der Gegenwart, Schlechtreden der Zukunft, Misstrauen gegenüber der Nachbarschaft und Verachtung gegenüber Politikern oder Wirtschaftsbossen. Dies alles äußert der Grantler oft ungefragt mit zusammengezogenen Augenbrauen und einer von mit-der-Faust-auf-den-Tisch-Hauen geprägten Gestik. Exzessives granteln ist in Bayern als Hobby oder auch als Lebenseinstellung weit verbreitet. Man trifft sich mit gleichgesinnten Grantlern am Stammtisch in einem schönen bayrischen Wirtshaus und verbringt mehrere Stunden bei Weißbier und Schweinebraten mit gemeinsamer Grantlerei. Das Grantl – Thema kann dabei frei gewählt und jederzeit gewechselt werden. Denn die Geschehnisse und Menschen dieser Welt, auf die man einen Grant haben kann, sind zahlreich und der Grantl – Stoff damit schier unbegrenzt.