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Dorfgespräch

Rüdiger Bernhardt im Dorfgespräch

Rüdiger Bernhardt ist seit 2000 der technische Leiter unserer Wohnanlage. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Seine Heimat liegt bei Zwickau. Deshalb auch der sächsische Dialekt.

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Herr Bernhardt, Ihr Dialekt ist bei den Vollversammlungen fast schon Kult – wo kommen Sie eigentlich ursprünglich her und was hat Sie nach München geführt?
Ich komme aus einem kleinen Dorf bei Zwickau, Sachsen, dort wo der Kult-Wagen Trabant gebaut wurde. Ich komme aus der Privatwirtschaft und habe 2000 im Studentenwerk München als technischer Leiter hier im Oberwiesenfeld meine Tätigkeit aufgenommen. Grund zu diesem Schritt war der Reiz einer neuen beruflichen Herausforderung.

Sie sind dann also seit 15 Jahren hier im Olydorf tätig. Was gehört denn alles zu Ihren Aufgaben als technischer Leiter?
Die Aufgabengebiete sind recht vielseitig. Schwerpunkt ist die Werterhaltung von ca. 3.500 Wohnplätzen, verschiedener Wohnanlagen, inklusive aller technischen Anlagen dort.

Da muss ich Sie kurz unterbrechen: welche sind das genau?
Das sind die Wohnanlagen Felsennelkenanger, Heidemannstraße, Oberschleißheim, die Moosacher Straße 81 sowie die Richard-Wagner-Straße.

Zurück aber zu Ihren Aufgabengebieten.
Grundsätzlich trägt der technische Leiter mit dem technischen Personal vor Ort dafür Sorge, dass ständig optimale Wohnsituationen für unsere Bewohner gewährleistet sind.

Was macht denn die Arbeit speziell in einem Studentenwohnheim so besonders?
Das ist ganz einfach der Reiz mit jungen Leuten zu diskutieren und umzugehen. Ich finde das immer interessant, was da so täglich bei uns Neues auf dem Tisch liegt, ja. Oder sagen wir so, die Vielseitigkeit und Abwechslung im Job, der ständige Kontakt zu unseren Bewohnern, die täglich neuen Herausforderungen und die freundlich-offenen Kontakte und Gespräch, mitunter auch Streitgespräche, mit unseren Bewohnern, Haussprechern und Tutoren.

Über die Jahre gesehen: wie haben sich die Studenten im Olydorf verändert in Ihrer Zeit hier?
Ich spreche mal für alle (Anm. d. Red.: aus der Verwaltung), unser/ mein Eindruck ist der, dass das Gemeinschaftsleben, der Gemeinschaftssinn unserer Bewohner bis vor einigen Jahren ausgeprägter war als heute. Das betrifft auch das Engagement unserer Studenten in der studentischen Selbstverwaltung. Ein Grund liegt aus unserer Sicht in den gestrafften Studiengängen und irgendwie dann auch im Erfolgsdruck, der dahinter steckt.

Hat sich auch vom Altersdurchschnitt her etwas getan?
Ja gut, wir hatten ja die zweizügigen Gymnasialabgänge, aber an sich ist der Altersdurchschnitt geblieben, also so um die zwanzig Jahre.

Die Fertigstellung des Umbauten in unserer Wohnanlage liegt noch nicht lange zurück. Was macht Sie im Rückblick zufrieden, was nicht?
Wir verwalten hier im olympischen Dorf eine der modernsten aber auch geschichtsträchtigsten Wohnanlagen. Wir haben durch Verdichtung mehr Wohnraum im Zuge der Bungalow-Sanierung geschaffen. Wir haben aus 45 Jahre alten und maroden Gebäuden mit Rücksicht auf den Denkmalschutz moderne, solide Gebäude saniert, die den technischen Forderungen und Regelwerken entsprechen und energetisch hochwertig sind.

Sie sind also zufrieden damit, wie es gelaufen ist?
Grundlegend ja. Im Zuge der Sanierungen schleichen sich natürlich auch bauliche Mängel ein, die erst in den Bezugsphasen und in der Bewirtschaftung zum Tragen kommen, und bei denen vielleicht die Ursache in der Fertigung oder nicht qualitativer Ausführung liegt. Hier ist unser Hauptjob natürlich, der Sache während der Gewährleistungszeit auf den Grund zu gehen und dass die Probleme weitestgehend behoben werden. Unseren Bewohnern sind ja an sich auch Mängel bekannt, ich denke da nur an die Aufzugsanlagen im Hochhaus, die technisch bedingt, häufig ausfallen.

Gibt es Erlebnisse oder Ereignisse im Umgang mit den Studenten, die Ihnen hier ganz besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Freudige, aber auch kritisch angemerkte Erlebnisse sind und waren immer wieder die Gespräche und Diskussionen mit uns und den Bewohnern und unserer studentischen Selbstverwaltung, also es ist immer wieder aufregend und interessant, jetzt ganz einfach gesagt. Es bedarf oft eines gewissem Fingerspitzengefühls, Argumente verschiedenster Art plausibel in ruhiger und gelassener Art überzeugt zu vermitteln. Oft sehen das unsere Bewohner nicht ein, was wir eigentlich wünschen oder bewirken wollen. Aber dann auch Verständnis für herangetragene Themen und Probleme zu zeigen, das ist eigentlich unser Tagesgeschäft und das machen wir sehr gerne.
Ein schönes Erlebnis für unsere gesamte Hausverwaltung war 2002 die Leichtathletik-Europameisterschaft. Gerne erinnern wir uns an die 30-Jahr-Feier des Vereins der Studenten oder auch an manche Abende in der Disco.
Vereinzelt Todesfälle haben uns immer sehr traurig gemacht. Aber auch die Abrissparty 2007, war ein negatives Highlight. Damals hatte unsere studentische Selbstverwaltung eine „Abrissparty“ im alten Bungalowdorf geplant. Leider hatten viele Partygäste diesen Slogan sehr wörtlich genommen.

Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit mit dem Studentenverein?
Die finden wir alle (Anm. d. Red.: in der Verwaltung) interessant, konstruktiv und zielführend – für beide Seiten, denke ich zumindest. Manch leidige Themen muss man immer wieder predigen. Ob das die lauten Disco-Veranstaltungen bzw. große Partys sind, wo es immer wieder zu Lärmbelästigung oder Ausschreitungen kommt. Das sind „Dauerbrenner“, auch in Zukunft.
Prinzipiell muss man sagen, es war und ist eine gute Zusammenarbeit mit dem Verein und ich denke, dass diese auch zukünftig so weitergeführt wird. An uns sollte das nicht scheitern!

Wenn es nachts mal wieder zu laut war … – was kommen dann bei Ihnen für Gedanken hoch?
Das stößt bei uns immer auf Unverständnis. Wir beherbergen die Elite der Zukunft, wo man ein vernünftiges Wohnverhalten eigentlich voraussetzen kann. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Möchten Sie unseren Lesern hier im Dorf noch etwas mit auf den Weg geben?
Das Studentenwerk ist ein Dienstleistungsunternehmen, also Dienstleistung am Kunden , das sind die Studenten. Unser Ziel ist es ein zufriedenstellendes und angenehmes Wohnen zu sichern, um so auch alle Voraussetzung zu einem erfolgreichen Studium mitzubieten. Deshalb der Appell an alle Bewohner, uns rechtzeitig Defizite, Mängel, Schäden am und im Wohnraum mitzuteilen und keine Schadensbehebung in Eigenregie vorzunehmen. Hinweise vom Studentenwerk zum Wohnverhalten ernst zu nehmen und zu befolgen. Da denke ich nur an Schimmel, durch falsches Lüften und Heizen.

Herr Bernhardt, vielen Dank für dieses Interview!
Ich bedanke mich auch für das Gespräch.