4. Fasching every year?
Falls ihr euch über die ungewöhnliche Stille während des Faschingswochenendes im Olydorf gewundert habt, der diesjährige Fasching fand tatsächlich ausschließlich online statt. Wenn wir also an die OlyLust 2021 denken, dann ist ein Gedanke fast unumgänglich: „nicht mal Corona konnte Fasching stoppen“.
4.1. Der Zweite Golfkrieg
Doch nichts scheint realitätsferner zu sein, als Fasching abzusagen.
Dass wir Menschen etwas vergesslich werden, ist klar. Eigentlich ist es aber gar nicht so lange her, seitdem die OlyLust zum ersten (und einzigen) Mal aufgrund einer externen Krisensituation[1] tatsächlich abgesagt werden musste. Der Grund: der Zweite Golfkrieg bzw. die Sicherheitsbedenken, die dieser sogar bei uns im Olydorf ausgelöst hat.
Und so hieß es auf dem Plakat unter wahrscheinlich „ölmäßigen“ Tränen „wegen der Ereignisse am Golf FÄLLT der Fasching AUS“. Hintergrund der „Ereignisse am Golf“ war der monatelange militärische Kampf, der nach dem irakischen Überfall auf Kuwait am 2. August 19909 zwischen dem Irak und einer internationalen Koalition stattfanden.
Ganz grundsätzlich fand diese Situation nicht unmittelbar in Europa ihren Ursprung, allerdings ist sie gerade doch ein sehr gutes Beispiel dafür, wie sehr unser ganz alltägliches Leben von weit entfernten Geschehnissen in anderen Ecken der Welt schon immer abhängte. Ich bin mir nicht sicher, ob uns diese ganzen Erfahrungen als Menschheit auch etwas nutzten; ob wir dann tatsächlich „im Nachhinein alles besser wissen“. Denn im – heutigen – Nachhinein wissen wir, dass alles besser laufen könnte; gerade was diese – heute noch – Krisenregionen angeht.
4.2. Online Fasching – die OlyLust 2021 und einige Zukunftsszenarien
Und das führt uns zum diesjährigen Fasching, der zwar nicht wegen eines lauten Krieges, wohl aber eines stillen Virus fast zum Erliegen gekommen wäre.
Dementsprechend still war es auch in diesem Frühjahr bei uns im Olydorf, oh so still wie noch nie war es in den Gängen der alten Mensa. Das Gleiche konnte man aber keinesfalls! von der Plattform https://gather.town sagen, welche als zweites Zuhause für die OlyLust gedient hat. So gemütlich wie bei jedem Dorfbewohner oder jeder Dorfbewohnerin Zuhause, so schön war es auch auf der Plattform dank der tollen Arbeit und Hingabe des Veranstaltungsausschusses (VA).
Sowohl die OlyLounge, als auch die OlyDisco und nicht zuletzt natürlich auch die unverzichtbare Bierstube wurden durch die Kreativität des (VA) auch online ins Leben gerufen und gaben Raum für einen langen Abend voller Musik und Freunde.
Dass die diesjährige online OlyLust mit den vergangenen Veranstaltungen nicht zu vergleichen ist und wir uns alle lieber in persona getroffen hätten, stellen wir in diesem Artikel mutig – und ohne jeglichen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit – als die absolut vorherrschende Meinung fest. Dass die neuen Möglichkeiten, die uns die Technologie bietet allerdings erstaunlich sind und wir heute dadurch eine umso dynamischere/solide OlyLust erleben, dürfte genauso außer Frage stehen.
Zu diesem Zeitpunkt ist es nicht einmal verkehrt, sich Fragen zu stellen wie: Wird sich der nächste Fasching Augmented Reallity (AR) Elemente bedienen? Oder wird es irgendwann in der Zukunft gar ausschließlich einen Virtual Reality (VR) Fasching geben? Wird es ggf. eher bei einer Mixed Reality (MR) Version bleiben?
In der Vergangenheit hat der Theaterausschuss schon eine Maskenwerkstatt als Vorbereitungshilfe für das perfekte OlyLust-Kostüm angeboten.[2] Wird es demnächst eine Technologiewerkstatt im Olydorf geben, welche die Kostüme komplett überflüssig macht und dabei hilft diese durch Filter und Effekte zu ersetzen? Dass die Welt bald durch die Nutzung von „VR-Brillen“ in das lebende Höhlengleichnis (, das Plato schon damals 300 v. Chr. Zur Diskussion stellte) verwandeln wird, liegt heute vermutlich nahe.
Technologien wie diese können wir ohnehin schon in unterschiedlichen Bereichen in Anwendung sehen, aber gerade was das Feiern betrifft werden sie erst einmal eine etwas größere Hürde überwinden müssen: und zwar die Kraft dessen, was in der Sozialpsychologie unter „propinquity“ verstanden wird. Werden wir irgendwann tatsächlich keine physische Nähe mehr brauchen und uns in einer selbst gebastelten Welt eigener Affekte bewegen können?
5. Fazit
Was wir aus der OlyLust-Geschichte lernen können? In Anlehnung an den zweiten Absatz des Intros dieses Artikels kann man nur eines darauf antworten: außergewöhnlich Vieles.
Im heutigen Kontext können wirsagen, dass nicht ein Virus, sondern eher der Mensch selbst die größte Gefahr für die Welt ist (und für Fasching natürlich auch 😉). Ziehen wir aber doch noch ein letztes Mal die Geschichte der OlyLust für das Fazit heran:
Auf zwei konkrete Szenarien wollen wir – trotz der betrüblich futuristischen OlyLust-Mottos der Jahre 2002 und 2008 – nicht hoffen:
Wir hoffen darauf, dass die OlyLust nie in einem „Underwater World (2002)“ wird stattfinden müssen und, dass die Trümmerländer baldmöglichst nur ein Albtraum in Alices Kopf (2008) bleiben werden.
Aber nicht nur weil Fasching abgesagt werden könnte, sollten wir Kriege auf der Welt endlich einmal begraben. Ein solcher Faschingsausfall sollte offensichtlich nur einem metaphorischen Zweck dienen.
Jeder sollte das Recht haben, ohne Angst leben zu müssen, jederzeit durch einen Raketenangriff ermordet zu werden.
Alle Menschen verdienen Frieden wo auch immer sie herkommen und/oder wohnen. Und Raketen sollte es ohnehin nur auf der OlyLust geben und dies nur zum Feiern! Hoffentlich können wir in ein paar Jahrzehnte sehen wie alle Menschen ihre Leben „in vollen Rechten“ leben (und dieses auch mal mit Freunden zusammen friedlich und ohne Angst feiern🥳) können.
Viel zu utopisch das ganze Fazit? Gut, es geht noch mehr: liebe OlyDorfbewohner der Zukunft: hoffentlich bleibt die OlyLust auch in der Zukunft alles andere als gewöhnlich.
Ende.
[1] In den Jahren 2011, 2012 und 2014 fand ebenfalls keine OlyLust statt. Dies war allerdings auf keine Krise zurückzuführen, sondern eher auf z.B. die Renovierung des GEZ (2011-2012).