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Dorfkultur

KULT testet: Pizza-Lieferdienste

Worum gehts hier überhaupt?

Es ist Mittwochabend, der fleißige Student kehrt nach einem Tag voller Vorlesungen, Übungen, Seminare, einer gemeinsamen Lernrunde mit dem Kommilitonen und einem Treffen einer studentischen Gruppe für soziales Engagement ins Olydorf zurück. Klingt unrealistisch? Nun gut, das Szenario ist zugegebenermaßen aus den Fingern gesogen, aber auch faule normale Studenten haben primäre Bedürfnisse. Dabei ist die Nahrungsmittelbeschaffung nicht immer leicht: man hat vergessen einzukaufen und Supermärkte machen in Bayern bekanntlich früher zu, als Rentnern ins Bett gehen. Oder es ist wieder einer der vielen Bayern-exklusiven Feiertage. Auch Dönerbuden schließen zu einer Uhrzeit, zu der Türken andererorts erst aufstehen. Was bleibt dem armen Student noch übrig, als eine leckere Pizza für wenige Euro an die Haustür liefern zu lassen?

Doch ein Blick auf Online-Lieferdienste wie Lieferando oder Pizza.de bereitet den Studenten das nächste Kopfzerbrechen: dank der guten Wohnlage sind zu viele Lieferdienste verfügbar, welchen nimmt man bloß? Als KULT sehen wir uns in der Verantwortung, dabei eine Hilfe zu sein und opferten uns heroisch für einen Selbsttest, kämpften uns durch Soßenpampas, Käsedecken und Fettaugen, um die beste Pizza für euch zu finden.

Wie habt ihr getestet?

Um die Situation so praxisnah wie möglich zu gestalten traf sich der KULT am Sonntagabend in einem GAP im Hochhaus und suchte sich willkürlich sechs Lieferdienste aus, die natürlich nichts von der Sache wussten und bestellten jeweils eine Pizza mit gleichem Belag, nämlich Tomatensoße, Schinken, Salami und Käse. Pizza Prosciutto mit Salami wenn man so will. Oder Pizza Salami mit Schinken. Bei fünf der sechs Lieferdiensten wurde eine zweite, etwas exotischere, aber immer unterschiedlich belegte Pizza bestellt (unser Favourit: Pizza vegetarisch mit Hühnchen als Zusatzbelag), um uns einen weiteren Eindruck vom Lieferdienst zu machen. Ins Bewertungskriterium fließt die zweite Pizza mangels Vergleichbarkeit nicht hinein, wird aber im Test gesondert erwähnt. Zusätzlich haben wir auch im Sortiment der Lieferdienste rumgewühlt und heben im Artikel die eine oder andere Besonderheit hervor.

Vier Lieferdienste wurden über lieferando.de beauftragt, zwei über pizza.de. Die Bestellungen wurden fast zeitgleich online abgeschickt mit der Anmerkung, dass die Lieferboten anrufen sollen, sobald sie das Hochhaus erreichen. Die Lieferzeit wurden mit modernsten Mitteln sekundengenau festgehalten und fließen in die Bewertung hinein. Die Kriterien sehen wie folgt aus:

  • Lieferzeit: 15%
  • Preis: 15%
  • Aussehen der Pizza: 10%
  • Geschmack: 60%

Für jedes Kriterium wurde maximal 10 Punkte vergeben und das Gesamtergebnis ist der gewichtete Mittelwert der Teilpunkte.

Es geht ums Eingemachte

Hungrig traf sich das Testteam und suchten sich die Lieferdienste aus. Die glücklichen Kandidaten waren:

  • Pizzeria Venezia
  • Mama Pizza
  • Pizza & Grill Hotline
  • Pizza Avanti
  • Mama Mia Pizza
  • Happy Pizza

Lustige Geschichte nebenbei: gleich nachdem alle Bestellungen abgeschickt wurden klingelte ein Handy. Auf der anderen Seite der kabellosen Leitung war eine Dame von der Hauptzentrale Lieferando, die eine ungewöhnliche Aktivitäts des Lieferando-Accounts festgestellt hatte und sich danach erkundigte. Nachdem wir beteuert haben, dass wir mit Absicht so viele Pizzen von verschiedenen Lieferdiensten gleichzeitig bestellt haben, wurde mit einem grunzartigen Geräusch aufgelegt. Wie wir viel später festgestellt haben wurde die Bestellung bei Pizza Avanti trotzdem von Lieferando storniert, weshalb wir wenig erfreut diese Nummer wieder angerufen haben. Wir landeten in einer Warteschleife mit einer fürchterlichen Wartemusik, wodurch viele Testpersonen die vorher gegessenen Pizzen fast nochmal rückwärts gegessen hatten. Anschließend sprach ein freundlicher Herr mit sympathischem Migrantenslang, dem wir die Situation schilderten und vorwarfen, die Stornierung hätte unseren Abend ruiniert. Hilflos entschuldigte sich der Herr mehrere Male und versicherte uns, ein Wörtchen mit der Dame vorher zu reden. Da der KULT sich nicht von seiner Mission abbringen ließ, wurde die Bestellung bei Pizza Avanti natürlich nochmals nachgeholt.

Der erste Pizzabote meldete sich bereits nach 20 Minuten. Danach ging es Schlag auf Schlag, die Handys klingelten, die Testpersonen flitzten und die Fahrstühle waren im Hochbetrieb. Insgesamt fünf der sechs Lieferungen kamen zwischen 20 und 30 Minuten, was für uns doch eine positive Überraschung war. Nur Pizza & Grill Hotline ließ sich Zeit und kam erst nach 56 Minuten. Einige Boten waren so freundlich und ließen sich mit KULT Mitgliedern fotografieren. Für interessierte Mädls und Jungs kann das ja eventuell auch zur Entscheidungsfindung beitragen.

Doch nun die Bewertung der Pizzen im Einzelnen. 

Pizzeria Venezia

Wie der Name schon vermuten lässt, haben wir hier eine echte italienische Pizzeria, die mit sehr gutem Geschmack und schneller Lieferung zu günstigsten Preisen überzeugte. Die Prosciutto Pizza mit Extra-Salami zur würzigen Tomatensoße auf schön dünnem, gut knusprigem Teig wurde von unseren Testern sehr schnell und genüsslich gegessen. Lediglich bei der nicht ganz perfekten Verteilung und Menge des Käsebelags wurden Punkte abgezogen.  Alles im allem kann die Pizza von Pizzeria Venezia absolut überzeugen.

Außerdem wurde eine Ruccola-Parmaschinken-Pizza bestellt, die ebenfalls gut war. Der Teig war zwar nicht ganz so knusprig wie die Prosciutto, aber dennoch ok. Der Schinken und die Rucola wurde nach dem Backen draufgelegt, wie es richtigerweise gemacht werden soll. Lediglich die einsame Tomate in der Mitte der Pizza wirkte traurig und verlassen.

 

Mama Pizza

Diese Pizza ist genau richtig für Menschen, die den Pizzarand immer übrig lassen: die hat nämlich Keinen. Nicht nur randlos, sondern auch geschmacklos präsentierte sich die Mama Pizza-Pizza unästhetisch fettig und musste sich harten Kritiken des Testteam gefallen lassen. Große, dreieckige(!) Schinkenscheiben auf labrigem Teig überbacken mit sehr geruchs- und geschmacksintensivem Käse verbirgten sich hinter einer ansprechenden roten Verpackung. Zusammengefasst ist ein Spruch durchaus angebracht: außen hui, innen pfui!

Die zweite Pizza war eine vegetarische Pizza mit Zucchini, Mais, Brokkoli, Spinat und als Zusatzbelag – Hähnchen. Der Boden war leider genauso weich wie die Erstpizza, doch der Belag sah nicht nur überraschend ansprechend aus, sondern überzeugte auch geschmacklich mit frischen Zutaten. Leider hatte sich Mama Pizza für unsere eigentliche Testpizza nicht die Mühe gemacht und kassiert dafür ordentlich Minuspunkte.

 

Pizza & Grill Hotline

Die Auswahl bei Hotline liest sich wie eine Auflistung sämtlicher bekannten Nahrungsmitteln aller Völkergruppen. Zwischen Chinanudeln, Thai-Curry, Chili Con Carne, Burger und belegten Baguetts sowie Ofenkartoffeln fanden wir schließlich auch Pizzen.

Die Testpizza fand zwar erst nach fast einer Stunde den Weg ins Hochhaus, dafür wurden wir mit umwerfenden Aussehen einer Bilderbuchpizza entschädigt. Der Käse war sehr gleichmäßig auf ebenfalls gleichmäßig verteilten Schinken und Salami verteilt und mengenmäßig perfekt. Als i-Tüpfelchen lag eine Prise Kräuter auf perfekt gebräunten Pizzateint. Leider wurden die Erwartungen beim Geschmackstest nicht genügend erfüllt. Der Teig war etwas „pappig“ und stellenweise nicht ganz durch. Auch zu bemängeln war der etwas zu hohe Fettgehalt der Pizza und Käse von nicht überdurchschnittlichem Geschmack.

Als Zweitpizza wählten wir Pizza Capricciosa. Diese Pizza ist weder positiv, noch negativ aufgefallen, außer dass keine der Testpersonen die Artischocken sofort als diese erkannt haben.

Für Studenten außerdem interessant: Augustiner kosten 1,40€ und sind zudem im Mindestbestellwert enthalten. Perfekt also für den ersten einsamen Abend nach der Trennung oder für die erste Verabredung (oder beides kombiniert).

 

Pizza Avanti

Nach der versuchten Wettbewerbsverzerrung durch Lieferando (siehe oben) haben wir Pizza Avanti dennoch auf Salami und Schinken untersucht. Unglücklicherweise war die Pizza ein Totalausfall. Zwar war die Verteilung der Käse so gesehen gut, allerdings ist es nicht schwierig, wenn die Pizza größtenteils aus selbigem besteht. Unter der (Analog-?)Käsedecke verbirgten sich hier und da Spuren von Schinken auf einer Salamiplatte, die auf einer fettigen Teigschicht lag. Eine Testperson weigerte sich die Pizza zu essen und bezeichnete sie als „ein Zustand“. Im Übrigen war die Pizza so fettig, dass das Fett durch den Boden der Pizzaschachtel drang. Doch Bilder sagen mehr als tausend Worte:

Der Krönende Abschuss waren allerdings die hohen Kosten: 1,40€ für die extra Beilage (Salami) sowie 95cent Lieferkosten leistete sich kein Konkurrent.

 

Mama Mia Pizza

Mama Mia Pizza hatte den Turbo in Betrieb und die bestelle Pizza war in einer Rekordzeit von 20 Minuten servierbereit. Namentlich nicht zu verwechseln mit Mama Pizza, lieferte Mama Mia Pizza trotz ein wenig fehlender Liebe beim Belegen ein sehr gutes Ergebnis ab. Der Boden war angenehm dünn und knusprig sowie mit der leckersten fruchtigen Tomatensoße von allen Kandidaten bedeckt, was allen im Gedächtnis blieb. Einzig der Geschmack und die Verteilung des Käses hatten noch Luft nach oben.

Auch die Zweitpizza (Tomate-Mozzarella mit extra scharfen Pepperoni) war überzeugend. Anscheinend so überzeugend, dass die Redaktion anstatt Fotos anzufertigen damit beschäftigt war, die Pizza zu essen. Daher kein Bild. Allerdings war die extra scharfe Pepperoni leider überhaupt nicht scharf.

 

Happy Pizza

Auf einem geteilten ersten Platz in Sachen Lieferzeit konnte Happy Pizza mit einem happy Lieferboten glänzen. Ebenfalls glänzend, allerdings nicht für die Pizza sprechend, war der gut sichtbare Fettfilm auf der Pizza. Ansonsten ist die Pizza ins sichere Mittelfeld einzuordnen: die würzige Tomatensoße stand dem labrigen, etwas zähem Boden gegenüber und bot sonst keine nennenswerten Highlights. Alles in allem eine 08/15 Pizza.

Eine Zweitpizza, eine Diabolo-Pizza, wurde ebenfalls vom hungrigen Fotografen vergessen. Diese hatte einen deutlich besseren Teig und die Schärfe erachteten die Testpersonen als angemessen.

Hervorzuheben sind die sehr günstigen Extrabeläge (nur 50cent!) zum mitteleren Preisniveau der Standardpizzen.

 

Wo soll ich denn nun bestellen?

Nach unserem strengen Testparkour hat sich Pizza Venezia als glänzender Sieger herauskristallisiert. Dicht gefolgt von Mama Mia Pizza. Beide leisten sich fast keine Patzer und bieten zudem ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis. Weit abgeschlagen landen hingegen die großen Ketten Mama Pizza und Avanti Pizza auf den letzten Plätzen mit mangelhaften Punktzahlen. Dass ausgerecht die teuersten Lieferdiensten die schlechtesten Ergebnisse ablieferten ist sehr überraschend. Im soliden Mittelfeld sind Pizza & Grill Hotline und Happy Pizza vertreten, die weder besonders positiv, noch besonders negativ auffallen.

 

Übersicht der Testergebnisse
Übersicht der Testergebnisse

An dieser Stelle sei angemerkt, dass dieser Test nicht repräsentativ sein muss und auch nur eine Pizzasorte berücksichtigt. Obwohl wir mit einem Testteam vom sieben Personen im Großen und Ganzen eine einheitliche Meinung zur Bewertung hatten, handelt es sich hier natürlich um eine subjektive Wahrnehmung, die nicht jeder teilen muss. Die Rahmenbedingungen wurden aber so realitätsnah wie möglich gewählt und somit kann eine Empfehlung für zukünftige Bestellungen an dieser Stelle ausgesprochen werden.

Die Redaktion wird zukünfig auf jeden Fall wieder bei Pizzeria Venezia und Mama Mia Pizza bestellen, wenn nach einem harten Unitag der Kühlschrank wieder leer ist und der innere Schweinehund wegen des unbequemen Ganges nach Draußen siegt.

Das Siegertreppchen:

siegerpizzen