Wie in vielen nicht-europäischen Unis ist das Campusleben sehr ausgeprägt. Dies liegt unter anderem daran, dass der sehr weitläufige Uni Campus neben sämtlichen Fakultäten der Uni auch gleichzeitig Wohnheime („Halls“) und Freizeitaktivitäten beinhaltet. Der Campus der NTU beispielsweise macht einen gesamten Stadtteil Singapurs aus. Durch die hohe Dichte an Studierenden gibt es eigens für diese Supermärkte, Shops und mehrere Kantinen, die durch ihre Öffnungszeiten von morgens bis spätnachts (22 Uhr) wie Food-Courts betrieben werden. Die „Mensen“ bieten wirklich für jeden Geschmack etwas – und das zu niedrigeren Preisen als „normale“ Food-Courts durch finanzielle Unterstützung der Uni. Wenn man von dem großen Essensangebot absieht könnte also sagen, der Campus ähnelt einem gigantischen Olydorf mit integrierten Universitätsgebäuden und Hochschulsport.
Die Verbindung von Leben und Studieren in dieser Art führt dazu, dass Studenten den gesamten Tag in der Uni verbringen und auch eine ganz andere Arbeitsmoral besitzen als ihre deutschen Kollegen. Überall sind Tische und Bänke mit Steckdosenanschluss platziert, die auch tatsächlich zum Lernen verwendet werden. Das soll jedoch nicht heißen, dass deutsche Studenten „schlechter“ als singapurische sind. Anders als in Deutschland ist es hier und auch in den meisten anderen asiatischen Staaten gängig, dass der Aufnahmetest in die Universität sehr umfangreich und relativ schwierig ist. Wer jedoch einmal immatrikuliert ist, schafft das relativ leichte Studium auch. Singapurische Studenten sind zwar sehr fleißig und investieren sehr viel Zeit in ihre Ausbildung, besitzen meiner Meinung nach, im allgemeinen weniger Fachkompetenzen als deutsche.
Ein weiterer Unterschied findet sich in der sportlichen Freizeitgestaltung. Vereine wie in Deutschland gibt es hier in der Art nicht. Ähnlich dem US-amerikanischem College-leben, sind viele Studenten Mitglied in einem der zahlreichen Clubs und/oder bekleiden Tätigkeiten in ihrem Wohnheim oder ihrer Uni. Gemeinschaft wird also nur innerhalb der Uni/ Schule/ Wohnheim geschaffen.
Im Vergleich dazu: in deutschen Vereinen interagieren Mitglieder verschiedenster gesellschaftlichen Schichten miteinander. In Singapur werden dafür regelmäßig Turniere und Wettbewerbe veranstaltet bei denen sich die unterschiedlichen „Halls“ messen. Das Konkurrenzverhalten ist auch zwischen den verschiedenen Universitäten (staatlich und privat) zu spüren. Sodass man hier sehr viele Studenten sieht, die sich sehr stark mit ihrer Fakultät und Hall identifizieren und dies auch öffentlich mit ihrer Kleidung zur Schau stellen.[:]