Konzerte gibt es im Olydorf mal in der Bierstube, mal in der OlyLounge und im Sommer gerne auch mal auf der Dachterrasse. In der Regel werden die Olydorf Konzerte immer mit großem Interesse angenommen. Sind aber trotzdem an und für sich nichts außergewöhnliches.
So wurden eben auch am Samstag, den 7. März drei Münchner Bands in die OlyLounge eingeladen. Im Laufe des Abends trafen sich deswegen alle Freunde der gepflegten Live-Musik dort ein. Doch es sollte alles andere als ein gewöhnlicher Konzertabend werden. Denn bereits an der Tür wurde eine klare Meinung vertreten:
AFD Wähler sind heute unerwünscht!
Der Grund warum sich alle in der OlyLounge eingefunden haben, war nämlich tatsächlich mal außergewöhnlich und hatte eine klare Message:
Unsere Solidarität hört nicht an den EU Grenzen auf!
Packt also eure Geldbeutel ein und spendet was geht!
So wurde ein ganzer Abend geplant um Spenden für die NGO Sea-Watch e.V. zu sammeln. Damit es nicht allzu langweilig wird, gab es Auftritte von FX KRENKL, Loo.k. mit der Band Friends of Whoolaa und Skratchwork.
Ich verfolge die Arbeit von Sea-Watch e.V. seit längerem auf Instagram und bin mal eines Abends nach meinem Youtube Doku Binge Watching bei einem Video über die Festnahme der Sea-Watch 3 Kapitänin Carola Rackete gelandet. Die dortigen Geschehnisse habe ich damals in den Nachrichten mitbekommen. Am Ende ist es ein wenig eskaliert und ich hatte bis vier Uhr morgens gefühlt jede noch so kleine Dokumentation über Sea-Watch quasi inhaliert. So gerührt von den ganzen Geschichten die über die Zeit auf den Sea-Watch Schiffen entstanden sind und der ehrenamtlichen Arbeit der Crew, wollte ich unbedingt an die gemeinnützige Organisation spenden. Doch mit gerade einmal zehn Euro auf dem Konto war die gute Absicht schnell verflogen und der eigene Impact bei Null. Die letzten paar Kröten auf dem Konto habe ich für mich selbst deutlich dringender benötigt.
Die Veranstaltung wurde von mir bereits schon im Dezember 2019 grob geplant. Inspiriert wurde ich dabei von der Spendenaktion von Nura (Rapperin, ehemaliges Mitglied von SXTN). Sie hat befreundete Künstler in ein Diddl Freundschaftsbuch eintragen lassen und das ganze auf Ebay versteigert. Der Erlös wurde an Sea-Watch gespendet.
Davon bewusst, dass meine Likes eben keine Menschenleben retten, kam ich auf die Idee eine Benefizveranstaltung auf die Beine zu stellen. Immerhin ist damit als ehemaliger Pfadfinder das (klischeehafte) Motto „Jeden Tag eine gute Tat“ eine Zeit lang erfüllt. Als Vorsitz eines Ausschusses hat man dann doch eine gewisse Verantwortung und dazu gehört neben der ehrenamtlichen Arbeit irgendwie auch auf politische und gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen.
An Silvester ging es recht ungeniert auf die Silvesterparty vom Muffatwerk, da Fancy Footwork in der Muffathalle aufgelegt hat. Richy (FX KRENKL) und ich waren wegen Freundschaften zu Fancy Footwork zur gleichen Zeit im Backstage Bereich. Wie es halt so ist, kommt man hier und da, über dies und das ins Gespräch. Dabei habe ich zufällig mitbekommen, dass er eine Band hat. Mit einem Silvester angemessenen Promille Pegel habe ich natürlich erzählt, dass ich da eine Idee habe und Bands suche, die für den Guten Zweck auftreten wollen. Ich wusste weder was sie für Musik machen geschweige denn, wie die Band heißt. Doch die Ahnungslosigkeit sollte sich als Glücksgriff und kleinen Fun Fact der Entstehungsgeschichte des Charity Concerts herausstellen. Einen Filmriss gabs zum aus beidseitiger Sicht zum Glück keinen.
Gestärkt von der positiven Resonanz von FX KRENKL ging es Anfang Januar dann daran noch zwei weitere Bands an Land zu bringen. Meine persönlichen Favoriten Loo.k. und Skratchwork waren zum Glück direkt interessiert. Es kam auch noch besser, denn Loo.k. hatte noch eine ganze Band in petto – bekannt als Friends of Whoolaa.
Zwischendurch wurden auch noch zwei Sponsoren gefunden. Einmal Aqua Monaco, die uns mit Wasser versorgt haben und einmal Schilkin, die uns mit Berliner Luft und Berliner Persico versorgt haben. Damit mussten unsere Künstler an dem Veranstaltungsabend nicht auf dem Trockenen sitzen und wir bringen dazu noch bisschen was in unsere Ausschusskasse ein. Richtige Win Win Situation.
Der Veranstaltungsabend selbst wurde leider von der aktuellen humanitären Krise an der türkisch-griechischen Grenze überschattet. Die dortige Situation hat alle, die an dem Abend in der OlyLounge waren überzeugt, wie wichtig es ist an Organisationen wie Sea-Watch zu spenden. Organisationen, die sich der zivilen Seenotrettung von schiffbrüchigen Flüchtenden verschrieben haben, gerettete Menschen zum nächstgelegenen sicheren Hafen bringen und große Aufklärungsarbeit leisten. Wie viele hat man sich gefragt, wieso gerade wir uns das Recht nehmen über Menschenleben entscheiden. Immerhin sind unsere Wohnungen und Häuser nicht löchrig wie ein Schweizer Käse. Man kann Angst vor Flüchtenden haben, aber das heißt noch lange nicht, dass wir anderen Menschen vorschreiben dürfen in Kriegsgebieten zu bleiben oder weiterhin mit Hunger, Elend und Gewalt leben zu müssen. Wir – die bei dem kleinsten Risiko sich mit einem Virus anzustecken, wie bescheuert Mundschutz, Nudeln und Desinfektionsmittel horten.
An dem Samstagabend wurde die Bühne zu einer Open Stage. Es wurde eine Bühne nicht nur den Bands und dem Host gestellt, sondern jeder war eingeladen seine Eindrücke mit dem Publikum zu teilen.
Der Abend war am Ende so erfolgreich, dass es uns als Ausschuss sogar möglich war, die Hälfte der Erlöse aus dem Wasser- und Shotverkauf zu spenden.
Gemeinsam konnte so eine Spendenhöhe von 364,20 Euro erzielt werden.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die gekommen sind, gespendet haben und aufgetreten sind. Ihr seid super! In diesem Sinne ein Resümee in den Worten von Sea-Watch e.V.:
Ein Menschenleben ist unbezahlbar, Seenotrettung ist es nicht!