Kategorien
Dorfkultur

Die Schuttblume

Die Schuttblume

München wurde im Zweiten Weltkrieg im Zeitraum von März 1940 bis April 1945 insgesamt 73-mal aus der Luft angegriffen. Aus diesen Angriffen gingen Verwüstung und Zerstörung hervor, Trümmer, Schutt und Asche.

Die Schuttblume
München 1925 vor der Bombardierung. Dichte, mittelalterlich geprägte Bebauung ist noch gut erhalten. Quelle: Abendzeitung vom 06.01.2015
Die Schuttblume
München 1945 nach der Bombardierung. Quelle: Abendzeitung vom 06.01.2015

Davon ist 1945 nach den Bombenangriffen nur noch wenig übrig, hinter dem Rathaus ist ein großer freier Platz zu erkennen. Im Zuge des darauffolgenden Wiederaufbaus, stellte sich nur zu häufig die Frage: Wohin mit den Trümmern, wohin mit den Toten? Das naheliegendste war es mehrere Hügel zu bilden, wo man den Schutt und die Trümmer sammeln konnte. Beispiele hierfür sind der Olympiaberg, der Neuhofener Berg und der Luitpoldhügel.

Die Schuttblume
Das Bombenkrater-übersähte Oberwiesenfeld, Luftbild von 1945. Quelle: BR Nachrichten vom 09.11.2017, Vom Oberwiesenfeld zum Olympiagelände.
Die Schuttblume
Schrebergärten im Niemandsland. Das Areal 1963. Quelle: BR Nachrichten vom 09.11.2017, Vom Oberwiesenfeld zum Olympiagelände.
Die Schuttblume
Luftbild der Baustelle 1970. Quelle: BR Nachrichten vom 09.11.2017, Vom Oberwiesenfeld zum Olympiagelände.
Die Schuttblume
Luftbild von 2012. Quelle: BR Nachrichten vom 09.11.2017, Vom Oberwiesenfeld zum Olympiagelände.

Bereits 1966 wurde darüber nachgedacht, ob man ein Denkmal zur Erinnerung der Bombenabwürfe in Hiroshima erbauen sollte. 1972 zur Zeit der Olympischen Spiele kam erneut eine hitzige politische Debatte im Münchner Stadtrat zwischen den beteiligten Referaten und in der Zivilgesellschaft darüber, ob ein Denkmal errichtet werden solle und wo es seinen Platz finden würde. Ein Mahnmal für Hiroshima fand keine Befürwortung, ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer der Luftangriffe hingegen schon. Der Auftrag zur Anfertigung der Bronze-Skulptur kam dem expressionistischen Künstler Rudolf Belling zu. Bellings Idee zur Gestaltung eines Kunstwerkes war es aus den metallenen Resten des Schuttberges eine Skulptur zu formen, die einerseits in die Vergangenheit reicht (durch die Wurzeln im Schutt), andererseits jedoch in die Zukunft ragte (durch die Blüte in die Luft). Die Schuttblume sollte das Symbol dafür sein, dass Friedliches und Neues aus dem München erblüht war, das seinen Ausdruck in den aufgehäuften und nun begrünten Kriegstrümmern des Schuttberges fand. Die Integration des Kunstwerkes in die Landschaft des Olympiaparks gestaltete sich politisch jedoch höchst schwierig.

Besonders die Olympia-Baugesellschaft und dessen Architekt Günther Behnisch wehrten sich massiv gegen die Integration des Denkmals. Von dem ursprünglichen Plan die Schuttblume auf der Spitze des Olympiaberges zu errichten wurde schließlich abgelassen und beschlossen die Schuttblume etwas weiter abseits in einem Seitenarm des Olympia-Hügels zu platzieren.

Die Schuttblume

Eine Tafel neben der Statue trägt die folgende Inschrift und verdeutlicht somit noch einmal den Gedanken hinter der Errichtung:

„Blütenmotiv als Friedenssymbol“ Dieses Mahnmal des Bildhauers Rudolf Belling wurde gestiftet vom Deutschen Gewerkschaftsbund und der Landeshauptstadt München. Errichtet im Olympiajahr 1972 Auf einem der Hügel, die aus den Trümmern Münchens nach dem Zweiten Weltkrieg aufgeschüttet wurden.

Wir vom Kult sind der Überzeugung, dass die Schuttblume als „Denk-mal“ Ihre Berechtigung besitzt, sie ein Zeichen von Neuanfang ist, von Aufbruch, von Erinnerung an eine Zeit, die zu unserer Geschichte gehört – dass sie unsere Heimat geprägt hat, hin zu der die sie heute ist.