Gestern erst noch war alles wie immer. Jeder ging seinem Alltag nach, seinem Studium, seinem Sozialleben. Plötzlich jedoch, schien alles aus gewohnten Bahnen zu laufen, jedes Dogma, jede Routine, alle Institutionen und gewohnten Abläufe aus dem Ruder zu geraten.
COVID-19 heißt der Stein, der diesen Prozess ins Rollen brachte, der das Dorfleben in seiner kulturellen Orientierung zunächst beinahe zum Stillstand brachte.
Heute erleben wir ein gesellschaftliches und kulturelles Dorfleben, das bisher nicht existierte. Die einst fremden Nachbarn, werden zu morgendlichen Gesprächspartnern beim Frühstück, liegen gebliebene Kunst- und Heimwerkprojekte werden endlich vollendet, statt der OlyLounge und -disco gibt es das Cocktail-Taxi und einen Disco Livestream.
Das wöchentliche Yoga-Angebot wird live über Instagram übertragen, es gibt Online-Spieleabende. Auch die Sitzungen der Ausschüsse werden digital abgehalten, alles bewegt sich hin zur Digitalisierung. Man sieht Nachbarn vom Fenster aus wie sie tagtäglich vor ihren Bildschirmen sitzen und in die Tasten einhämmern, um einen weiteren Kurs oder eine Übung zu besuchen. Auch Professoren, die sich Jahrzehnte lang gegen die Digitalisierung wehrten, sind nun gezwungen diesen Weg zu beschreiten. Diesen Umbruch bewirkte nicht etwa das neue Bewusstsein über den Nutzen des technischen Fortschritts und dessen Möglichkeiten. Nein, es war Corona.
Gerade in Zeiten der sozialen Vereinsamung schien der Drang nach Austausch geradezu immens zu steigen. Mehr denn je sah man Menschen im Park spazieren gehen und solche die auf dem Weg zum Waschsalon anhielten, um ein ausgedehntes Gespräch zu führen. Mehr denn je hörte man Nachbarn die über Zoom, Google Meets, Skype oder WhatsApp mit Ihren Liebsten, Freunden und Bekannten kommunizierten. Die Zeit schien förmlich still zu stehen. Keine Möglichkeit abends in die Bierstube zu gehen auf einen Absacker oder die lauen Sommernächte bei einem der vielen Grillabende des GRAS-Ausschusses zu genießen. Stattdessen gab es Getränke-to-go und Biergarten-Feeling unter freiem Himmel. Obgleich es eine Einschränkung zu sein schien, spürte wohl jeder ein Gefühl der Gelassenheit, das über das Dorfleben hereinbrach. Als wäre ein Pause-Button gedrückt worden.
Nun ist es an der Zeit Stück für Stück wieder in die Realität zurückzufinden. Zurückfinden und doch dieses Gefühl nicht zu vergessen. In dem Bewusstsein zu leben, dass alles was wir in unserer kleinen Welt für wichtig und gravierend und starr und unelastisch ansehen im Grunde genommen nicht unflexibel ist und wenn die äußeren Umstände es verlangen sich auch verändern wird. Dass eine Pandemie wie Corona stets wiederkommen kann – es ohne Zweifel auch wird und alles was dann zählt das Miteinander ist und dass wir uns nicht vor dem Fortschritt verschließen.